Die Firma Ströh, Familienbetrieb in dritter Generation in einer Mühle, die seit Jahrhunderten an der Schwartau liegt, verarbeitet die Larven der Schwarze Soldatenfliege zu Hühner- und Vogelfutter. Ein wahres Superfood, trotz der strengen Auflagen, berichtet Juniorchef Philipp-Wilhelm Ströh. Denn die Larven vertilgen normalerweise in Windeseile Unmengen an organischen Abfällen. Ihnen geht der Ruf voraus, aus Mist Geld machen zu können, denn sie verschmähen selbst Hühnerkot nicht. Ein Tier, von Abfall ernährt, um Tiere zu ernähren? „Der Kreislauf wäre super“, sagt Ströh. Aber dagegen ist die EU.
Um der EU-Zulassung zur Nutztier-Ernährung zu entsprechen, dürfen die Larven nur mit zugelassenen Futtermitteln gefüttert werden, die sonst direkt im Futtertrog langen würden. Worin für Ströh eine gewisse Ironie liegt: „Die fressen das gleiche wie die Hühner, also warum soll ich das über den Weg machen?“ Er macht es trotzdem, will jetzt die Entwicklung abwarten. Denn er findet: „Für Geflügel ist das ein super Futtermittel, natürlicher geht es nicht.“ Seit Ende 2021 gibt es die EU-Zulassung, um mit den Larven Geflügel, Schweine oder Fische zu füttern.
Und es gab die Nachfrage nach Betrieben, die die Soldatenfliege verarbeiten. Bis dahin kamen in der Hobbersdorfer Mühle nur Getreide, Schrot, Ölsaaten, Gras- und Faserprodukte ins Hühnerfutter. Dann kamen die Larven der Schwarzen Soldatenfliege dazu, die etwa 7,5 bis 15 Prozent im Hühnerfutter ausmachen. Ein tierisches Produkt, das das von manchen Kunden ungeliebte Sojamehl ersetzt.Die Schwarze Soldatenfliege (Hermetia illucens) stammt ursprünglich aus Südamerika, hat sich aber weltweit verbreitet. Ihren Namen verdankt die Fliege ihrem glänzend-schwarzen Panzer, der an einen Harnisch erinnert. Die Larven, die in Techau durch die Mühle gedreht werden, kommen aber nicht aus der freien Natur, sondern von spezialisierten Züchtern. Die sind beinahe so rar gesät wie die Verarbeiter.
Ströh hat Hinweise darauf, dass sein Betrieb einer von ganz wenigen, wenn nicht der Einzige in Deutschland ist. Und mit dem Nachschub an Larven ist es ebenfalls schwierig. „Der Markt ist total zusammengebrochen, die Hersteller hadern mit der Zulassung, die Zucht ist sehr aufwendig. Es ist gerade schwierig, an Ware zu kommen“, sagt der Geschäftsführer.
In der Mühle kommen die Larven in drei Formen vor: als ganze Larven, als Proteinmehl aus ausgequetschten und gemahlenen Larven und als reines Insektenfett. Nicht alles landet im pelletförmigen Hühnerfutter. Ganze Larven werden als Vogelfutter oder in Hundesnacks verwendet, das Proteinfett in Meisenknödeln. „Wir verarbeiten alles“, sagt Ströh. Das Unternehmen vermarktet seine Soldatenfliegen-Produkte nicht selbst. Es produziert sie als Lohnunternehmer für andere Firmen. Wer sie kaufen will, muss danach googeln. Bisher machen Futtermittel aus Insekten-Proteinen aber laut Ströh nur einen sehr geringen Anteil im Verkauf aus, da es sehr hochpreisig sei. „Das ist kein Massenprodukt.“