Die Anruf-Linien-Fahrten (Alfa) starteten zunächst im Linienbündel Mitte (von der Bungsberg-Region über Neustadt, Scharbeutz bis zum nördlichen Ahrensbök). Das sei jetzt anders, erklärt Oscar Klose vom Fachdienst Regionale Planung/Öffentlicher Personennahverkehr beim Kreis Ostholstein: „Die Alfa-Busse werden dort eingesetzt, wo die Nachfrage signifikant geringer ist als anderswo, speziell an Wochenenden und abends.“ Das sind die ländlichen Gebiete, in denen über den Schülerverkehr hinaus nur wenige weitere Fahrgäste befördert werden.
Ein weiterer Aspekt der Alfa-Busse: „Sie dienen auch dazu, mit Blick auf Ressourcenverantwortung, eine dem Bedarf entsprechende Leistung anzubieten“, sagt Oscar Klose. Denn mit den Anrufbussen wird vermieden, dass bei geringen Fahrgastzahlen unnötig große Fahrzeuge im Einsatz sind – das schont die Umwelt.
Alfa-Busse bedienen den regulären Linienfahrplan, sie halten an den üblichen Haltestellen. Voraussetzung ist aber eine rechtzeitige Buchung mindestens 30 Minuten vor Fahrtantritt. Im Fahrplan sind diese Fahrten mit einem Telefonsymbol gekennzeichnet. Zu den angegebenen Zeiten kommt nur ein Kleinbus, wenn er vorab bestellt worden ist.
Der Start der Alfa-Busse war erfolgreich. „Damit gab es eine Blaupause für die nachfolgenden Vergabeverfahren durch den Kreis in den Jahren 2019 bis 2021“, sagt Oscar Klose. Auch im Linienbündel Nord (Fehmarn bis nördliches Neustadt) und Süd (südlich von Scharbeutz über Ahrensbök bis Bad Schwartau) wurde das Prinzip eingeführt. Im Norden sind aktuell die Rohde Verkehrsbetriebe zuständig, für Mitte und Süd ist die Autokraft GmbH verantwortlich. In der Regel fahren Subunternehmer die Touren.
Insgesamt gibt es in Ostholstein 84 Buslinien, davon sind neun reine Alfa-Linien. Im vergangenen Jahr wurden kreisweit 3,9 Millionen Fahrgäste befördert. 19.200 davon waren Alfa-Fahrgäste (entspricht 0,5 Prozent des Gesamtfahrgastaufkommens). Seit dem Jahr 2020 ist Barrierefreiheit Standard bei den Alfa-Bussen, berichtet er. Die Zusage, dass der Kleinbus wie im Fahrplan angegeben vor Ort sein werde, wenn er mindestens eine halbe Stunde vorher bestellt wurde, könne in der Regel eingehalten werden. „Es gibt keine Beschwerden zum Alfa-System. Das liegt auch daran, dass die Busse nicht so eng eingetaktet sind und keine Verspätungen mitschleppen“, erklärt der Verkehrsexperte.
Rund 20 Millionen Euro gibt der Kreis für den Betrieb des gesamten Fahrplanangebots in Nord, Mitte und Süd aus – die Alfa-Busse sind darin eingeschlossen. „Wir merken, dass das System viel besser angenommen wird als noch vor zehn Jahren“, sagt Oscar Klose.
Per Telefon (Nummer 045 61/51 11 11) erfolgen zwischen 70 und 80 Prozent der Bestellungen, der Rest laufe übers Internet/Smartphone. Eine Fahrt buchen und dann nicht antreten – das komme in Einzelfällen vor, sagt Oscar Klose. „Allerdings bestellen die meisten fairerweise ab.“ Er wünscht sich für die Zukunft, „dass gefühlte Hemmnisse, einen Alfa-Bus zu ordern, verschwinden. Häufig scheuen sich ältere Menschen, ,einen Bus nur meinetwegen’ anzufordern. Einfach zum Telefonhörer greifen!“, ist sein Appell. Und er betont: „Alfa ist kein exotisches Sonderprodukt, sondern normaler Bestandteil des Busverkehrs.“