Im Bereich Sereetz, zwischen den Straßen Am Rugenberg und Alte Travemünder Landstraße, wird bereits eine Schneise angelegt – zwischen drei vorhandenen 110-kV-Hochspannungsleitungen. Durch den Neubau der 380-kV-Trasse werden zwei der drei Leitungen zurückgebaut. „Mit dem Neubau schaffen wir nicht nur mehr Netzstabilität. Wir sorgen auch für Ordnung“, sagt Sören Wendt aus der Tennet-Kommunikationsabteilung.
Die vorhandenen Leitungen befinden sich teilweise über Wohngebäuden in der Stadt Bad Schwartau und in Ratekau, in Waldgebieten westlich von Ratekau und nördlich des Lübecker Stadtteils Siems sowie in einem Naturschutzgebiet östlich von Ratekau. Mit Ausnahme eines kurzen Teilabschnitts werden diese Leitungen künftig auf den Masten der neuen 380-kV-Leitung mitgeführt, insgesamt werden 88 Masten zurückgebaut. Im Gegenzug werden 40 neu errichtet – und die sind bis zu 90 Meter hoch.
Dass die ersten Bautätigkeiten für die rund 15 Kilometer lange neue Trasse genau in diesem Bereich stattfinden, hat einen Grund. Die Eigentümer der betroffenen Flächen haben ihre Zustimmung für einen vorzeitigen Baustart erteilt. In den Bereichen, wo es noch offene Punkte zum geplanten Verlauf gibt, starten die bauvorbereitenden Tätigkeiten erst, wenn der Planfeststellungsbeschluss in diesen Abschnitten ergangen ist. So starten noch keine Arbeiten in den sensiblen und strittigen Bereichen Sielbektal und Riesebusch. Dennoch rechnet Tennet-Planerin Marina Traub mit einer zeitnahen Planfeststellung. „Der Beschluss sollte im April vorliegen“, sagt die 40-Jährige.Dass es einen entsprechenden Beschluss geben wird, erwartet nun auch Bad Schwartaus Bürgermeisterin Katrin Engeln (Grüne). „Mit der Genehmigung für den vorzeitigen Baubeginn schwindet natürlich die Hoffnung, dass es noch grundlegende Veränderungen am geplanten Trassenverlauf gibt. Wir behalten uns weiter eine Klage vor“, sagt Engeln. Die Planungen sehen unter anderem eine 300 Meter lange Schneise durch den Riesebusch vor – vom Angelsee bis zur Blüchereiche. Auch Ratekaus Bürgermeister Thomas Keller (parteilos) ist mit der Planung nicht zufrieden. „Die Realisierung der geplanten Höchstspannungsleitung mit den etwa 90 Meter hohen Masten und den Freileitungen wird immense Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die Natur im Gemeindegebiet haben“, sagt Keller.
Damit es zu keinen weiteren Verzögerungen kommt und der Baustart im Juli erfolgen kann, war die vorzeitige Genehmigung aus Sicht von Tennet wichtig. Denn zum Schutz der Tiere darf Gehölz nur im Winter zurückgeschnitten werden. Ohne diesen Gehölzrückschnitt könnten zu den Brutzeiten im Frühjahr oder im Sommer, wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegen soll, die bauvorbereitenden Maßnahmen nicht beginnen. Laut Thomas Prang (Projektleiter Bauausführung) werden sämtliche Arbeiten durch ein Kieler Ingenieurbüro begleitet, um die Umwelt, soweit es möglich ist, zu schonen. So darf nicht überall mit schwerem Gerät gearbeitet werden. Zudem gibt es in einem bestimmten Areal Zauneidechsen, die im März eingesammelt und umgesiedelt werden.
Der zweite Abschnitt „Raum Lübeck-Siems“ der Ostküstenleitung soll den Strom vom Baltic Cable in Siems ins neue Umspannwerk in Stockelsdorf transportieren. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2026 vorgesehen. Bau-Projektleiter Prang: „Der Zeitplan ist durchaus machbar und realistisch.“