Der Müllermeister und die Kommunikationswissenschaftlerin saßen während der Coronapandemie mit viel Zeit und viel Langeweile zu Hause. Da entstand die Idee, etwas in die Tat umzusetzen, was öfter im Familienkreis besprochen worden war. Malte Engel: „Mein Vater hat immer gesagt, man bräuchte etwas Eigenes, um etwas zum Mitzubringen zu haben, wenn man mal eingeladen wird.“ Einen regionalen Schnaps etwa. Gemeinsam mit Vater und Schwiegervater fanden die Engels den Namen „Traveschluck“. „Der Name ist super, aber was soll es sein und wer macht es uns?“, berichtet Malte Engel, was danach kam.
Auf der Suche nach Spirituosenfabriken erhielten sie viele Absagen. Oder Zusagen, die zu teuer waren. Eine neue Spirituose zu entwickeln, koste 20.000 bis 30.000 Euro. Schließlich fanden sie die 1824 gegründete Branntweinbrennerei H. D. Boll in Lütjenburg (Kreis Plön). Deren Eigentümer Detlef Lehmann-Hinrichs habe gesagt, so etwas mache er jeden Tag und gefragt, was sie wollten, berichtet Malte Engel.
Ja, was denn? „Wir wollten etwas, womit man in die Gastronomie kann. Da sind wir auf Aquavit gekommen“, sagt Malte Engel, und seine Frau ergänzt: „Das ist typisch norddeutsch, wir wollten etwas von hier.“ Aber es sollte noch etwas anderes sein, ein Gegensatz zum Aquavit. „Da ist uns der Kirschlikör eingefallen.“ Und schließlich wurden sie von vielen, die auf Messen ihre Produkte probieren, darauf angesprochen, dass noch ein Kräuterschnaps dazu kommen müsse. So wurden es am Ende drei Sorten des „Traveschluck“.
Nun sind die Engels keine Freunde von Kräuterschnaps. Es sollte also einer sein, der ihnen schmeckt. „Wir können nichts verkaufen, was wir nicht selbst trinken“, sagt Alexandra Engel. Und ihr Mann ergänzt, dass sie am Ende etwas gefunden haben, das ihrem Kräuterschnaps die Schärfe nimmt: Orange und Kakao.
Eine Idee und ein Schnaps machen aber noch keinen gelungenen Start für ein junges Unternehmen. Das Auge trinkt mit. Die richtige Flasche war schnell gefunden, aber wo sollten die Engels ein ansprechendes Etikett herkriegen? „Das Etikettendesign stammt aus Italien, das ist das einzige, was nicht regional ist“, erzählt Alexandra Engel. Sie berichtet von 99designs.de, einer Kreativplattform im Netz. Wer ein Design braucht, stellt seine Wünsche ein und was er dafür bezahlt. Designer, die die Aufgabe reizt, reichen ihre Entwürfe ein. Für den, der genommen wird, fließt das Geld.
Für die Engels war der italienische Designer, der den Zuschlag erhalten hat, ein Gewinn. Sein Entwurf veredelt ihre Schnapsflaschen. Geschmack in und auf der Flasche lassen den „Trave-schluck“ erfolgreich werden. Es gibt ihn mittlerweile in ganz Norddeutschland, in Restaurants, in Geschäften und Hofläden, auf Märkten aller Art, im Online-Shop. Die Engels haben vor allem ein Ziel. Alexandra Engel: „Wir arbeiten uns jetzt die Trave entlang.“