Ich fühle mich zurückversetzt in meine Schulzeit, als ich wie die drei Jugendlichen gerade hier an der Haltestelle An der Sporthalle in Stockelsdorf kurz nach 7 Uhr frierend auf den Bus wartete. Der große Unterschied: Wir Schüler von damals konnten uns im Bus hinsetzen, schnell noch eine Mathe-Hausaufgabe abschreiben oder in Ruhe wach werden. Es gab genug Platz für alle. In der Linie 17 jedoch herrscht schon dichtes Gedränge, als der Busfahrer uns die Türen öffnet.
Ich schiebe mich durch den Gang. Kinder machen mir so gut es geht Platz, damit ich vorankomme. Die Sitzplätze sind alle belegt, zum Teil sitzen Schüler zu dritt auf einer Zweier-Bank, spielen mit ihren Handys oder quatschen. Die, die wie ich keinen Platz mehr bekommen haben, stehen im Gang. Als ich in der Mitte des Gelenkbusses angekommen bin, muss ich mich schnell an einem Haltegriff festhalten, um in einer scharfen Kurve nicht umzufallen. „Hier ist es immer so voll“, sagt ein Mädchen, das ebenfalls stehen muss. Im Sommer, wenn nur ein Bus fährt, sei es noch schlimmer. Da sei sie auch schon einmal an der Haltestelle stehen gelassen worden.
„Wir haben immer mal wieder volle Busse“, sagt Stadtwerke-Mobil-Sprecher Lars Hertrampf. Von einer Regelmäßigkeit könne aber nicht die Rede sein. „Für die Betroffenen ist das sehr ärgerlich“, sagt Hertrampf. Dass Schüler aufgrund überfüllter Busse nicht mitgenommen werden, komme jedoch nur „punktuell“ vor.
Während immer mehr Schüler auf der Strecke Richtung Bad Schwartau versuchen einzusteigen, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn es draußen so ungemütlich wird, dass sich noch mehr Schüler morgens für den Bus entscheiden. Ist das wirklich nur ein punktuelles Problem? Schon jetzt ist die Linie 17 nach meinem Empfinden überfüllt. Doch auch kurz vor der Haltestelle Leibniz-Gymnasium drängeln sich Jugendliche noch in den Bus.
An der Situation können die Stadtwerke Lübeck Mobil, die 2018 die Linie 17 ins Streckennetz aufnahmen und in Lübeck ab Dezember auf den wichtigsten Busverbindungen eine engere Taktung anbieten, nicht viel ändern. „Wir fahren die Leistung, die auch bestellt ist“, betont Hertrampf. Es liegt am Auftraggeber etwas zu ändern.„Wenn wir einen zusätzlichen Bus wollen, müssten wir ihn auch bezahlen, beziehungsweise mit dem Kreis Ostholstein als Träger der Schülerbeförderung über die Kosten neu verhandeln“, sagt Stockelsdorfs Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD). Das Problem: Die Gemeinde hat beim Start der Linie 17 im Jahr 2018 auf eine Beteiligung des Kreises dauerhaft verzichtet.
Samtleben weiß um die Problematik im Schülerverkehr. „Im Winter fahren zwei Busse hintereinander, davon ist einer voll, der zweite Bus ist okay von der Auslastung. Im Sommer ist der eine Bus zur ersten Stunde komplett überfüllt.“ Die Gemeinde sei aber im regelmäßigen Austausch mit dem Stadtverkehr Lübeck.
Inzwischen ist das Leibniz-Gymnasium erreicht und der Bus leert sich schlagartig. Ich suche mir einen Sitzplatz und fahre entspannt weiter zum Bad Schwartauer Zob. Mathe-Hausaufgaben muss ich glücklicherweise nicht mehr abschreiben.